Mit über 600 Arbeitsstunden, inklusive Jahresurlaub, haben wir den Sommer durchgeschuftet und nach sieben Monaten als Lkw-Besitzer endlich sichtbare Erfolge. Im Wettlauf mit dem Winterbeginn wollen wir endlich lackieren. Bis das soweit ist, habe ich allerdings noch eine Menge im GFK-Bau zu lernen. Ein paar Fehltritte bleiben da natürlich nicht aus, aber dafür geht es beim Wohnkoffer auch richtig voran.
Nach dem ersten Motorstart am IFA sind die Fenster für den LAK II mein zweites persönliches Highlight. Bisher sieht er ja nur nach einer großen Plastikbox aus, die durch Zufall vor dem Schrottplatz gerettet wurde.
Oh wie fein, oh wie fein, nun kommen gleich die Scheiben rein *sing*
Damit nach heißen Sommertagen der Wohnaufbau schnell abkühlen kann, sollen alle sechs Fenster aufklappbar sein und einen Gasdruckdämpfer zum Offennhalten haben. Obwohl die Fenster der Firma FAKRO für den Hausbau vorgesehen sind, eignen sie sich für unsere Zwecke hervorragend. Sie sind zur besseren Isolierung doppelt verglast und bestehen für den Verletzungsschutz bei Unfällen komplett aus Sicherheitsglas. Deshalb zersplittern sie im Falle einer Zerstörung nicht, sondern zerbröseln. Dennoch sind einige Anpassungen nötig, um sie zu verwenden.
Sechs zusätzliche Hartholzhilfrahmen müssen her, um die Fenster mit der GFK-Wand zu verschrauben. Außerdem muss ich die Fenster komplett zerlegen, um die Holzteile dreimal zu schleifen und ebenso oft mit hochwertiger Lasur zu behandeln.
Bei einem Stückpreis von 79 € (Globus Baumarkt, bei Amazon* etwas günstiger) habe ich sonst Angst, dass sie irgendwann weggammeln. Zumal ich bereits beim Kauf manche Fenster umtauschen musste, weil sie von schlechter Qualität waren und teilweise der Gasdruckdämpfer fehlte. Bei dem geringen Preis kann ich das aber verschmerzen. Als Abschluss werden die Fenster dann ihren originalen, aber umgearbeiten Alu-Eindeckrahmen zurückerhalten und mit einer gedämmten Metallklappe abgedeckt, damit weder Monsunregen noch heiße Wüstenssonne ins Innere kann. Für beide Teile muss zuvor jedoch die Lackierung aufs Auto.
Eine halbe Ewigkeit und exakt 240 Schrauben später sind alle Fenster fertig verschraubt, wasserdicht eingeklebt und die hässlichen provisorischen Plastikdeckel der Kofferluken weggeworfen. Ein tolles Gefühl! 🙂 Mit den schön gemaserten Holzrahmen im Inneren kann ich mir zum ersten Mal vorstellen, wie wohnlich es im Lkw einmal aussehen könnte.
Staubschlacht
Die nächste eilige Baustelle sind die vielen kleinen Wasserlecks im Koffer. Dass mein Werkzeug im Auto ständig rostet, nervt nämlich. Für diesen Bauabschnitt bekomme ich zunächst wieder Nachhilfe vom Karosseriebaumeister Tino. Mit GFK habe ich nie zuvor gearbeitet. Wenn ich ehrlich bin, würde ich das auch für kein Geld der Welt beruflich machen wollen. Glasfaserstaub vom ständigen Schleifen und beißende Ausdünstungen vom Laminierharz oder der Spachtelmasse sind echt kein Highlight. Lediglich weil es unser eigenes Projekt ist, macht diese Arbeit auch Spaß.
Zunächst muss ich zig Löcher aus der langen Lebenszeit des NVA-Koffers kreisförmig von beiden Seiten aufflexen. Mit Staubschutzbrille und FFP2 Atemschutz* bin ich im Gesicht zwar gut geschützt, aber verfluche mich in den folgenden Nächten selbst, dass ich nichts Langärmeliges getragen habe. Der feine Glasstaub krabbelt trotz intensivem Duschen auch zwei Tage später noch so abartig an den Armen, dass es schwerfällt einzuschlafen.
Zu meinem Glück hat ein Abikumpel für ein paar Tage Hilfe angeboten. Ich heiße ihn mit einem Putzlappen willkommen und zu meiner Unterstützung schrubbt er fast einen ganzen Tag das Kofferinnere. Nach dem Flexen sah es darin wie nach der Sprengung einer Kokslieferung aus. Davon lässt sich Ilja aber nicht unterkriegen und pickert tags darauf noch geplatzte Fugen an der Kofferfront heraus. Nachdem die Glasstaubsauerei geputzt und mit Druckluft abgeblasen ist, kann ich mich dem Schließen der Bohrlöcher widmen. Zunächst werden die mit Glasfaserspachtel von jeder Seite ein- bis zweimal überspachtelt, dann geschliffen, abgeblasen und das gleiche mit Softspachtelmasse wiederholt, bis eine absolut ebene Fläche entstanden ist. Diese glätte ich mit 240er Sandpapier und P240 Schleifvlies* dann fürs Lackieren. Klar würde das auch mit weniger Aufwand und nur einmaligem Spachteln funktionieren, aber dann wären über die gesamte Außenhaut Dellen und durchscheinende Kanten verteilt. Am Ende muss ich mangels Dach über meiner Baustelle leider alle gespachtelten Stellen mit Grundierung übersprühen, da es noch nicht so weit ist, dass wir lackieren können. Andernfalls würde die Spachtelmasse im Regen Feuchtigkeit ziehen.
Laminieren will gelernt sein
Abgesehen vom Gesamtschliff des Koffers mit 40er/80er und 240er Körnung sind noch zwei weitere große Aufgaben zu erledigen, bis am Ende der Sommersaison vielleicht endlich lackiert werden kann. Zum einen müssen alle unnötigen Öffnungen zulaminiert werden und zum anderen sind die Fugen an Front und Heck des Koffers ebenso kaputt wie die Fugen zwischen den einzelnen Koffersegmenten.
Von letzteren hatte ich im vorangegangenen Baubericht übers Entkernen geschrieben. Diese Fugen hatten wir ausgehackt und mit PETEC Karosseriedichtmasse* neu gezogen. Die beiden aktuellen Fugen müssen aber wesentlich mehr aushalten, da mit ihnen sowohl die Heck- als auch die Frontwand des Wohnkoffers eingeklebt sind (wie Deckel und Boden auf einer liegenden Dose). Um diese Festigkeit zu erreichen, müssen beide Fugen nach dem Aushacken mit Laminierharz ausgegossen werden. Dafür werden die Fugen Stück für Stück abgeklebt und mit einer 20 ml Einwegspritze* mit Laminierharz gefüllt. Die Schwerkraft erledigt dann den Rest und das Harz läuft bis in die kleinsten Ritzen. Die besten Verarbeitungs-/ Fließeigenschaften hat hierfür das Harz AH 120 von ebalta.de. Davon sind über 5 Kilo in die Fugen geflossen, bis sie voll waren. Billigeres, dickflüssigeres Harz von eBay eigente sich hierfür nicht.
Zwischendrin gab es aber wieder zwei richtige Tiefpunkte. Zuerst habe ich Harz und Härter in einem falschen Mischungsverhältnis vermengt, weshalb ich mit Universalverdünnung und Waschbenzin richtig Spaß hatte, das klebrige Zeug wieder aus der tiefen Fuge zu wischen. Als mir dafür schon keine Flüche mehr einfallen, merke ich während des Gießens einer anderen Fuge, dass das Harz nicht im Spalt bleibt, sondern in den Innenraum fließt. Ich hatte die offenen Fugen zwar zum Innenraum hin mit einem Glasfaserstreifen zulaminiert, aber weil ich so hochwertiges Harz zum Fugenfüllen verwende, kriecht das auch durch kleinste Löcher. Als Alternative zum laminierten Glasfaserstreifen zweckentfremdete ich die Glasfaserspachtelmasse. Mit ihr kann ich die Fugen nach innen richtig abdichten. Was mich der Murks an Zeit kostet, schreibe ich mir vorsichtshalber gar nicht erst auf, zumal das nach innen gelaufene und mittlerweile ausgehärtete Harz wieder weggeschliffen werden muss, damit die Wände eben bleiben. Meine Dämmplatten würden später sonst schlechter oder überhaupt nicht halten.
Wettlauf mit dem Winter
Mit Fenstereinbau, Schliff, Laminieren und Spachteln ist der gesamte Sommer ins Land gegangen und auch der September ist fast vorbei. Da der Fahrzeuglack eigentlich 20 °C für die Verarbeitung braucht, glauben wir nicht mehr wirklich daran, die Lackierung als großes Etappenziel in diesem Jahr zu erreichen. Vor allem darf es mangels Dach über dem IFA, auch nicht regnen, wenn die Farbe drauf kommt. Trotzdem versuchen wir es irgendwie, noch zu schaffen.
Vom Lackierer der Edelschrottschrauber lasse ich mich intensiv beraten. Maik empfiehlt mir den Lkw mit einem Einkomponentenlack zu rollen, den ich mir auch gleich bestellen lasse. Dieser braucht keine Grundierung, was mir noch einmal Arbeit erspart. Für den (wahrscheinlichen) Fall, dass unser Bauprojekt mehr Zeit benötigt als geplant, wird der Wohnkoffer genauso sandfarben lackiert wie das Fahrerhaus. Damit können wir das Fahrerhaus bei Zeitmangel einfach in seinem jetzigen Zustand lassen und haben trotzdem ein homogenes Fahrzeug. Damit der IFA dennoch nicht nach einem Militärfahrzeug für die Wüste aussieht (Einreiseprobleme in manche Länder) planen wir noch ein farbiges Motiv auf die Seiten zu bringen. Wer dafür Ideen hat, kann uns gern anschreiben 🙂
Da mir alle Wetterberichte einen schönen Altweibersommer versprechen, nutze ich noch einmal Urlaub fürs Bauen. Trotz Unterstützung schaffe ich aber nur mit Nachtarbeit alle Restarbeiten vor dem Lackieren.
Da am LAK II so große Flächen zu bearbeiten sind, rollen wir den Lack in Etappen. Zuerst zwei Farbschichten auf die linke Seite inklusive Dach, an einem anderen Tag die rechte Seite. Heck, Front und Unterseite müssen zwar aufs nächste Jahr warten, aber nichtsdestotrotz betrachten wir unser Etappenziel als erreicht:
Nachdem nun endlich Farbe drauf ist, komme ich nicht drumrum unsere Arbeit ständig begeistert anzustarren. Alle Motivation, die auf der Strecke blieb, ist jetzt wieder da!
Die nun anstehende kalte Jahreszeit wollen wir für Planung, Innenausbau und Lkw-Fahrschule nutzen.
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Moin Hagen,
meine höchste Anerkennung für die geleistete Arbeit und das Durchhaltevermögen. Im nächsten Jahr kommt dann hoffentlich der schöne Teil.
Als Motive für die Außengestaltung kamen mir für euch wichtige Orte in den Sinn: Elbsandsteingebirge, Thailand (Strand, Palmen, Wasser), Schloss Mansfeld …wahrscheinlich alles zu kompliziert. Vielleicht kann man aber auch zu akzeptablem Preis die Bilder (selbstgestaltete Vorlage) als Lackaufkleber bekommen.
Hallihallo und schön von Dir zu lesen,
die Ideen nehm ich gleich mal auf die Liste auf. Eventuell haben wir auch jemanden, der uns solche Sachen umsetzen kann. Mal schaun.
Gefühlt ist der schöne Teil noch sehr weit weg, aber irgendwann wird er definitiv kommen. Hoffentlich aber im nächsten Jahr 🙂
Besten Dank & viele Grüße
Hagen und Susi
Hey Hagen,
wie gehts dem IFA? Kommt ihr voran?
Hey Felix,
wir stecken zwar jede frei Minute in den Lkw, aber wir haben uns offensichtlich eine richtige Baustelle an Land gezogen und zeitlich massiv verschätzt. Optisch ist der IFA zwar nun fertig aber mittlerweile sind sind zwei Radlager inklusive der dazugehörigen Wellendichtringe, zwei Kugellager in der Kupplung, Felgen/Reifen, eine Zweigelenkwelle, fast alle Teile der Bremskreisläufe, die meisten Schläuche und unzählige Dichtungen neu. Dazu ist der komplette Dieselkreislauf inklusive Einspritzpumpe und Einspritzdüsen überholt und trotzdem ist ein Ende gerade nicht so richtig abzusehen. Als nächstes steht der Kupplungskreislauf an und vielleicht auch noch das Lenkgetriebe.
Wie es im Moment aussieht können wir Tadschikistan als Reiseziel wohl vergessen. Aber vielleicht schaffen wir noch die halbe Strecke. Mal schaun 🙂
Sobald wieder irgendwie Luft ist werde ich auch wieder einen Beitrag zum Lkw schreiben, hatte bisher aber absolut keine Luft dafür.
Wenn du magst kannst du aber gern mal auf unserer Baustelle reinschauen. Dafür ist immer Zeit :p
Beste Grüße
Hagen