Was vor drei Jahren noch eine fixe Idee mit einem Kumpel beim Spontanbesuch von Innsbruck war, ist 2012 zur schönen Realität geworden: „Lass uns doch einfach mal mit’m Zelt in die Berge hochgehn“.
Seit dem ersten Versuch nahe Innsbruck haben sich jedoch ein paar Dinge geändert: das Wurfzelt ist jetzt ein leichtes Trekkingzelt, ein Gaskocher, der in den Bergen funktioniert, ist auch beschafft und anstatt des Schulfreundes, ist es jetzt die outdoorbegeisterte Freundin, die mit mir auf die Gipfel kraxelt.
Mit ein paar Mitfahrern Richtung Österreich verdienen wir uns noch ein schmales Zubrot zur Tankfüllung und kommen schließlich an unserem Startpunkt in Tirol an. An einem kleinen Wandererparkplatz auf 1401 Metern nehmen wir die gepackten Rucksäcke aus dem Kofferraum und stiefeln in der Mittagssonne los. An Sonnenbrand ist allerdings nicht zu denken; „Klärchen“ verschwindet und macht dicken Regenwolken platz.
An diesem ersten und regnerischen Tag übersteigen wir gegen Abend den ersten Bergkamm. Der gibt einen herrlichen Blick auf wolkenverhangene, im Nebel liegende Dreitausender frei.
Bis zu einer Stelle mit schönem Blick schlagen wir uns durch ein paar Mückenschwärme und freuen uns schon aufs Abendessen mit frischem Tiroler Brot, Schinken und Speck.
Zwischen den letzten Bäumen vor den Geröllfeldern steht der Zeltboden sehr angenehm auf 30 Zentimeter dickem Moos und beschert uns den besten Schlaf unseres Trips.
An den folgenden beiden Tagen zeigt sich die Sonne nur selten. So blicken wir von unserem ersten über 3000 Meter hohen Gipfel bloß in eine trübe Suppe. Deswegen brechen wir auch mit unserem Vorsatz die wenigen bewirtschafteten Hütten auf unserem Weg komplett zu umgehen und genehmigen uns zumindest ein großes Bier, bevor es weiter zu einem geeigneten Schlafplatz geht. Der ist leider das ganze Gegenteil vom Moosboden der ersten Nacht. Vor Einbruch der Dunkelheit schaffen wir es nur noch, das Zelt auf einem ungemütlichen Geröllfeld aufzuschlagen. Das über uns hängende Gewitter tut sein Übriges und an Schlaf ist nur wenig zu denken.
Umso dankbarer ist der nächste Morgen. Noch vor 6 Uhr kriechen helle Sonnenstrahlen ins Zelt.
Was für ein erhebendes Gefühl es ist, mit einer solchen Aussicht aufzuwachen, kann das beiliegende Foto gar nicht zeigen.
Wir sammeln unsere sieben Sachen zusammen, steigen noch einige Meter höher zu einer sprudelnden Quelle und frühstücken dort erst einmal gemütlich, bevor es über den nächsten Kamm geht.
Im Rest unserer Trekkingwoche bleibt die Sonne nun (bis auf das obligatorische tägliche Sommergewitter) ein treuer Begleiter. Wir sehen Murmeltiere, die von ihrem „Aufpasser“ quiekend gewarnt davon laufen, gehen Eisbaden in Bergseen, sehen traurige Reste von ehemals großen Gletschern, genießen den atemberaubenden Blick Richtung Naturpark Ötztal, finden Anstrengung, Erholung, Nervenkitzel und viele, viele bleibende Eindrücke, die uns bereits zu neuen Touren animieren. 🙂