Der Familientransporter unter den Packrafts
Inhaltsverzeichnis
Darum ein Packraft
Bei Urlaubstouren mit der Familie zählt jeder Liter Stauraum. Auf ein kleines Tourenboot wollten wir trotzdem nicht verzichten. Oft sind wir weit draußen in der Natur unterwegs und können uns somit keine Ausfälle beim Material leisten, schon gar nicht mit einem kleinen Kind. Also sollte der neue schwimmende Untersatz robust, klein und leicht werden. Ein Packraft ist da ideal. Schließlich sind selbst Rucksacktouren mit ihm gut möglich.
Einzig der Preis ließ uns die Entscheidung sehr lange abwägen. Die gute Qualität, der anständige Wiederverkaufswert und eine mögliche 50 €
Belohnung für Revierbeschreibungen ließen uns dann doch zuschlagen.
Aufgrund der Größe für zweieinhalb Passagiere haben wir uns für des MRS Adventure X2 in Grün entschieden. Die Farben Blau und Rot wären ebenfalls möglich gewesen. Optional hätten wir auch eine Spritzdecke ordern können, haben uns aber aus Platz-/Gewichtsgründen dagegen entschieden. Stattdessen wollten wir unbedingt den brandaktuellen Gepäckreißverschluss ISS (Internal Storage System). Er vergrößert die Zuladung enorm, aber dazu später mehr.
Da der Kaufpreis aufgrund des Dollarkurses schwanken kann, hier der aktuelle
Link zum Shop .
Im Sommer 2016 hat uns das Adventure X2 999 € plus 150 € für den Gepäckreißerschluss gekostet. Wer es beim Kauf eilig hat, sollte nicht die Paddel vergessen. Die müssen extra bestellt werden.
Die Qualität
In meinem Keller dümpelt noch ein kleines Armeeschlauchboot aus der DDR vor sich hin, das ich gelegentlich zum Angeln benutze. Wer schon mal so eins in den Händen hatte, weiß, dass die für die Ewigkeit gebaut wurden. Die Packrafts, erinnern mich stark daran, nur dass diese leichter sind und moderner aussehen.
Das Adventure X2 besteht aus urethan-beschichtetem Nylon, ist sauber verarbeitet und akkurat verklebt. Der Packrafting-Store wirbt damit, dass die meisten seiner Produkte Handarbeit sind. Bei unserem neuen Boot kann ich mir die vielen Arbeitsschritte zum fertigen Produkt gut vorstellen. Auch die 13 Zurrpunkte (9x an der Außenhaut, 2x Befestigung im Bootsschlauch, 2x Rückenlehne) sind bombenfest.
Nach sechs Monaten sporadischer Nutzung hat das Packraft – außer leichtem Abrieb von fiesen Aufsetzern – noch keinerlei Schaden genommen. Für einen etwaigen Schaden ist zwar Flickzeug im Lieferumfang, aber leider ohne Kleber. Wie viel das Boot aushält, konnten wir nicht nur selbst feststellen: Das zeigt auch dieser schöne Beitrag zum Rodeln mit Packraft .
Einzige Unstimmigkeit am Rucksackboot ist das Gewicht. Laut Produktbeschreibung müsste es inklusive ISS und aller Sitzkissen 4265 Gramm auf die Waage bringen. Abzüglich einer kleinen Toleranz liegt das Adventure X2 allerdings 200 Gramm darüber. Die Kleinteile stimmen im Gewicht mit den Herstellerangaben überein. Leider ist es das Boot selbst, das schwerer ist. Die Erklärung ist jedoch verblüffend: es liegt an der Farbe! Ja, grüne Pigmente sind offensichtlich schwerer als blaue oder rote. Wem es also auf 200g ankommt, der greift zu einer auffälligen Farbe.
Die Maße sind dagegen wieder stimmig. 295 Zentimeter Länge und 100 Zentimeter Breite kann ich bestätigen. Das Packmaß ist mit 46 Zentimetern Höhe und 20 Zentimetern im Durchmesser sogar noch vier Zentimeter niedriger als im Packrafting-Store beschrieben.
Lediglich bei den Packsäcken bin ich etwas verwirrt, da sie unterschiedlich groß sind. Der kleinere misst 115 x 30 Zentimeter, der Größere 135 x 38 Zentimeter. Da ich damit aber quasi auf den gleichen Stauraum komme, wie angegeben (eigentlich zweimal 130 x 30 Zentimeter), stört mich das kein Stück.
Edit: offensichtlich habe ich im Rahmen des allerersten Serienmodells je einen Packsack für das Adventure X2 und einen für den Alligator 2S bekommen (dessen Schläuche kleiner sind).
Im Gegensatz zum Boot sind die beiden Säcke weniger robust, weil sie innerhalb des Bootsbauches verwendet werden und der Fokus bei der Entwicklung deshalb ganz klar auf einem niedrigen Gewicht lag (240g inkl. Reißverschluss). Daher gehe ich gern besonders sorgsam mit ihnen um. Ein Loch in den Packsäcken wäre schon deswegen ärgerlich, weil dadurch der Sicherheitsaspekt von zwei extra Luftkammern im Bootsbauch wegfiele.
Im Outdooreinsatz
Hauptsächlich haben wir das Adventure X2 auf einer mehrmonatigen Elternzeitreise verwendet. Ganz besonders in Norwegen war es uns von großem Nutzen. Es hat genug Platz für zwei Erwachsene mit Kind, Zelt und Rucksäcken. Um den Platz maximal auszuschöpfen, habe ich zum Paddeln auf dem Heck gekniet, was dank guter Steifigkeit des Rumpfes auch gut ging. Der ein oder andere mag es auf Dauer lediglich etwas unbequem finden. Solange es nicht auf raue Flüsse geht, fällt man trotz der exponierten Position aber nicht ins Wasser.
Auf- und Abbau gehen superschnell. Mit dem praktischen Blasesack spart man sich eine sperrige Pumpe. Nach etwas Übung mit diesem dauert der gesamte Aufbau bei mir mit Paddelzusammenbau, Gepäck im Bootsschlauch verstauen und Sitzkissen aufpusten keine zehn Minuten (siehe Video zum ISS).
Dabei muss man unbedingt darauf achten den Gepäckreißverschluss bis auf den Bruchteil eines Millimeters zu verschließen, da sonst unbemerkt, aber stetig die Luft entweicht. Der Packrafting-Store hat hier bereits nachgebessert und bietet eine Lasche zum Einhängen des Reißverschlusses an. Die ist nicht nur eine gute Gedankenstütze, den Reißverschluss auch richtig zu schließen, sondern sie dient auch als gute Kindersicherung auf dem Wasser.
Zudem ist noch Schnelligkeit beim Wechseln vom Blasesack zum Rückschlagventil gefragt, damit nicht unnötig viel Luft aus dem Bootsschlauch strömt. Aber auch das ist nach etwas Übung kein Problem mehr. Lediglich die aufblasbaren Sitzkissen sollten schon daheim im Boot befestigt werden, da das etwas zeitaufwendig und friemelig ist. Einmal eingebaut können sie an Ort und Stelle bleiben.
Neben ausreichend Platz bin ich auch mit der Zuladung sehr zufrieden. Zu zweit mit Kind, großem Baumzelt und Rucksäcken haben wir es „nur“ auf 200 Kilogramm gebracht. Für das Boot wären 250 Kilogramm möglich. Um bei Rucksacktrips etwas Gewicht (~600 Gramm) zu sparen, lassen sich einfach die aufblasbaren Sitzkissen ausbauen. Auf einem Rucksack, der sowieso meist dabei ist, sitzt es sich genauso bequem und spart zudem noch Platz an Deck. Zwei vollgepackte Bergkraxen (je 70 Liter Volumen) passen gerade so als „Stühle“ in den Rumpf.
Obwohl es keinen Kielstreifen besitzt, ist das vollgepackte Rucksackboot im Geradeauslauf für Schlauchbootverhältnisse sehr spurtreu.
Aber auch im Einzelbetrieb bleibt es gut steuerbar. Die angegebene Geschwindigkeit von fünf bis sechs Stundenkilometern ist mit etwas Anstrengung realistisch.
Besonders angenehm empfinde ich die Gemeinschaft, die fürs Packrafting entsteht. Wahrscheinlich wird sie nicht das Ausmaß wie in Nordamerika erreichen, aber die Voraussetzungen sind dort mit den großen Wildnisgebieten schließlich auch günstiger. Trotzdem ist das Team des Packrafting-Stores sehr bemüht um seine Community. Der Blog ist ein Sammelbecken für Angler, Wildwasserfahrer, Entdecker und Alltagsverrückte. Neuheiten, Tourenideen und Fernweh gibt es genauso kostenlos wie einen guten, schnellen Rat (die Antwortzeiten auf E-Mails sind sagenhaft).
Auch an anderer Stelle gibt es prima Service zum Packraft dazu. Eine Probefahrt auf der Elbe bei Radebeul haben wir zum neuen Rucksackboot wie selbstverständlich dazubekommen. Sobald der kleine Schatz erstanden ist, gibt es eine dreijährige Garantie. Auch nach dem Kauf ist die Nachrüstung diverser Extras noch möglich (z. B. extra Zurrpunkte, Finnen, usw.).
Zum Abschluss vom Praxisteil hier noch die versprochene Erklärung zum Gepäckreißverschluss als Video:
Internal Storage System (ISS), Review zum Gepäckreißverschluß im Packraft. from Packrafting Store on Vimeo.
Sowohl mit Gepäckreißverschluss als auch mit dem Adventure X2 im Allgemein sind wir sehr zufrieden. Beides ist absolut zuverlässig. Aufgrund des Gewichts der Ausrüstung, die wir mit Säugling bräuchten, haben wir zwar noch keine ausgedehnte Mehrtagestour mit Packraft und Rucksack gemacht, aber das wird definitiv noch folgen, sobald keine Windeln mehr nötig sind. Ebenso habe ich das Boot noch nicht im richtigen Wildwasser getestet. Empfohlen wird es bis zur Kategorie WWII. Mal schaun, ob da auch mehr geht :p Hier im Blog werde ich auf jeden Fall darüber berichten, wenn es soweit ist.
Pflege
Da das Adventure X2 auch so lange hält, würde ich sagen, dass sich jeder der keinen Bock auf Pflege hat, diesen Absatz sparen kann. Wer aber noch ein paar Jahre auf die Lebensdauer seiner Ausrüstung draufpacken möchte, der muss nur wenige Dinge beachten. Am besten wird das Rucksackboot ohne größere Temperaturschwankungen, in trockener Umgebung und vor Sonneneinstrahlung geschützt gelagert. Nach Gebrauch hilft ordentliches Trocknen gegen Modergeruch und Dreckentfernung gegen unnötigen Verschleiß. Aufbewahrt wird das Adventure X2 bei mir locker gerollt oder ganz ausgebreitet.
Wer wie wir den Gepäckreißverschluss im Schlauch hat, sollte aufpassen, dass dieser nicht auf Dauer zu scharf geknickt wird. Außerdem hilft gelegentliches Auftragen von Silikonfett, wie es auch bei Packtaschen oder Trockenanzügen üblich ist. Damit bleibt er weiter ordentlich dicht und öffnet/schließt auch leichter. Gegen Dreck und Schlamm ist der Reißverschluss zwar weitestgehend unempfindlich, allerdings halte ich ihn dennoch akkurat sauber, damit er möglichst lange hält. Falls er doch irgendwann zum Totalausfall wird, dann ist nicht das ganze Boot futsch, denn er kann auch getauscht werden.
Zusammengefasst
Für den stattlichen, aber gerechtfertigten Anschaffungspreis haben wir viel erhalten und deswegen den Kauf auch nicht bereut. Das MRS Adventure X2 mit Gepäckreißverschluss ISS ist klein verpackbar, robust, vergleichsweise leicht und bietet genügend Platz für zwei Erwachsene mit Kind und Gepäck. Die Qualität ist makellos, einen gepflegten Blog gibt es kostenlos und an der Kundenbetreuung ist nichts zu deuteln. Sobald der überflüssige Ballast, wie Tablet, Bierdosen oder Schminkzeug rausgeflogen ist, findet sich selbst neben Kocher und Schlafsack in jeden großen Rucksack Platz für ein Packraft. Mit vielen Erweiterungsmöglichkeiten und optionalem Zubehör sind von Rafting, über Angeln und Trekking viele Outdoorsportarten mit dem Rucksackboot möglich.
Zum Abschluss möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Artikel in Zusammenarbeit mit dem Packrafting-Store entstanden ist (vgl. Programm zu Revierbeschreibungen ). Dennoch wurde das Boot von uns zum vollen Preis erworben und das Geschriebene entspricht unserer ehrlichen Meinung.
SEHR GUTER AUSFÜHRLICHER BERICHT, WELCHER EINEN DANN SELBER ANREGT VON SEINEN ERFAHRUNGEN ZU BERICHTEN. FRANCOIS
Danke Dir. Wenn du von deinen Erfahrungen geschrieben hast, kannst du gern mal Bescheid geben. Ich freue mich immer über die Meinungen anderer.
Beste Grüße
Hagen
Hy Hagen, überlegen auch gerade ein x2 zu holen, hat sich dein eindruck von damals verfestigt, dass das x2 ein tolles raft ist? Grüsse
Hey Alex, das X2 von damals ist wirklich noch in meinem Besitz und das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben. Einen wirklichen Härtetest musste das Material zwar nicht mehr mitmachen, aber das Konzept überzeugt mich immernoch. Zum Beispiel auf unserer Elternzeitreise mit dem IFA L60 hatten wir das Boot auf der gesamten Tour mit dabei. Es benötigt kaum Platz und ist auch schnell aufgebaut, wenn der Sohnemann mal Lust hat aufs Wasser zu fahren oder es spontan die Möglichkeit gibt irgendwo zu angeln.
Viele Grüße
Hagen
Hallo, würdet ihr mittlerweile ein https://www.packrafting-store.de/Packrafts/Universal/Barracuda-R2::769.html kaufen? Bzw. gab es das damals schon? SG Walter
Hallo Walter,
je nach Verwendungszweck, würde ich mich heute vielleicht eher für das Barracuda entscheiden. Allerdings gab es das damals noch nicht und gefahren bin ich es auch noch nicht, um eine wirklich fundierte Aussage dazu treffen zu können.
Rein von der Optik sieht es aber nach mehr Platz und besseren Fahreigenschaften aus. Ich müsste mal beide im Vergleich probieren.
Viele Grüße
Hagen
Danke und habt viel Spaß weiterhin mit dem Boot 🙂 SG
Gern, und besten Dank.
Hallo Hagen,
Danke für deinen Bericht.
Was für Taschen würdest du denn zu dem X2 empfehlen?
LG
Hallo,
oben im Boot habe ich meist einen normalen wasserdichten Packsack dabei, wo Dinge drin sind, an die ich während der Fahrt ran muss. Auf einen bestimmten Hersteller bin ich dabei aber nicht festgelegt. Ich schau lediglich darauf, dass das Material des Packsacks auch ordentlich stabil und robust ist, damit es nicht gleich kaputt geht wenn es auf Felsen oder scharfe Muscheln geworfen wird.
Das Material der blauen, zu meinem Raft dazugelieferten Packsäcke, ist zwar bei weitem nicht so robust, aber da die ja meist gut geschützt innerhalb des Bootsschlauches sind, ist mir bisher noch keiner kaputt gegangen. Falls die aber mal hinüber sind, würde ich da etwas dickeres kaufen und die paar Gramm mehr akzeptieren.
Falls du mit deiner Frage jedoch auf einen Packsack zum Transport für des luftleeren Bootes abzielst, dann würde ich sagen, dass das nicht wirklich nötig ist. Ich habe bisher keinen genutzt und auch nicht vermisst.
Viele Grüße
Hagen