Kennt ihr das Gefühl, trotz gründlicher Überlegung und Recherche, ganz genau zu wissen, dass man erst im Nachhinein erfährt ob die gerade getroffene Entscheidung clever war? Ein Baby zu wollen war so ähnlich. Jetzt haben wir zum zweiten Mal in unserem Leben eine solche Entscheidung getroffen.
Mit meinem Schwager Tino von den Edelschrottschraubern sitze ich im geparkten T4 in Leipzig. Als Kfz-Meister hat er mich heute als Fachmann beim Autokauf unterstützt. Weil er außer ein paar Kleinigkeiten nichts zu beanstanden hatte, schwirren in meinem Kopf nun zwei gegeneinander Krieg führende Geister umher: Der eine tanzt und jubelt vor Freude, der andere flitzt vor Angst wild umher. Grund dafür ist ein 30 Jahre alter DDR Allrad-LKW, den ich gerade gekauft habe. Eigentlich will ich vor Begeisterung lachen, aber jedes Mal, bevor es dazu kommt, bin ich kurz davor auszusteigen und beim Vorbesitzer den Kauf rückgängig zu machen. Ein Wahnsinn…
Wer Susi und mich kennt, ist zwar unsere manchmal durchgeknallten Aktionen gewohnt, aber weiß, dass sie trotzdem klargehen. Er weiß allerings auch, dass wir weder einen Führerschein für LKW haben, noch den blassesten Dunst vom Kfz-Handwerk.
Was soll das Ganze also?
Wir sind auf unserer Elternzeitreise auf den Geschmack von Reisen gekommen, die in die hinterletzte Ecke einiger Länder führen. Leider ist unser geliebter Bulli auf einsamen Stränden und verschlammten Waldwegen an seine Grenzen gekommen. Die wenigen Aufsetzer, der Riss in der Lenkmanchette, etwas Wasser im Motorraum und der kaputte Reifen waren zwar nur kleine Ärgernisse, aber sie haben jedes Mal deutlich gezeigt, wo die Grenzen unseres Autos liegen.
Früher blieb das Auto einfach am Straßenende stehen und wir verbrachten den Rest des Urlaubes mit Fortbewegung aus Muskelkraft. Mit Kleinkind geht das natürlich nicht mehr in dem Ausmaß wie damals und unterwegs verlagert sich mehr Zeit aufs Wohnen im Auto. Bei der Frage, welches Fahrzeug wir wollen, denken wir zu allererst an einen Fernreise-Lkw, den wir in Delphi gesehen haben, lassen aber sofort wieder Vernunft walten und bleiben gedanklich in der Klasse unter 3,5 Tonnen.
So gehen einige Wochen mit Gedankenspielchen zu Nissan Patrol, Landrover Defender, Toyota Landcruiser und Co. ins Land. Durch Zufall erzählt mir mein Vater vom legendären IFA W50 aus der DDR. Den „Unimog des Ostens“ gibt es mit Allradantrieb, Untersetzung und Differenzialsperren. Zudem ist er kultig, ein Teil unserer Geschichte und für kleines Geld zu haben. Ob die Idee wirklich Sinn ergibt, überprüfen wir mit einer Pro-/Contraliste. Die Ostunimogs haben die Nase dabei weit vorn. Ohh Mann… das ist trotzdem ein Lkw, muss das wirklich sein? Susi ist zwar etwas weniger skeptisch als ich, trotzdem zweifeln wir beide immer noch.
Entgültig entschieden haben wir erst, als ich im Forum von IFA-Tours auf die Überzeugung stoße, dass selbst ohne Schraubererfahrung jeder den Umgang am IFA Lkw lernen kann. Vorraussetzung ist viel Motivation und eine Menge Zeit. Beides sind wir gern bereit aufzubringen. Auf diese Entscheidung stoßen Susi und ich glücklich an.
So nimmt das Ganze also seinen Lauf und wir sind Lkw-Besitzer. Zwei Wochen nach dem Besichtigungstermin in Leipzig rolle ich zusammen mit Mike vom Abschleppunternehmen Griesmeyer auf den Werkstatthof der Edelschrottschrauber in Chemnitz. Vielen Dank an dieser Stelle für die tolle Arbeit und den schnellen Termin.
Aus eigener Kraft kann sich unser IFA L60 (Nachfolger des legendären W50) leider noch nicht von der Ladefläche bewegen. Tino zieht ihn mit dem Multicar herunter. Nie zuvor habe ich ein Auto ohne Probefahrt gekauft. Es springt nicht einmal an. Obwohl mir verschiedene Kenner versichert haben, dass die alte Technick wieder in Gang kommt bleibt es ein sehr mieses Gefühl in der Magengegend.
Mein diesjähriger Urlaub wird sich also zwischen Ölpfützen statt auf Sandstrand abspielen und von anderen Hobbys verabschiede ich mich für die nächste Zeit auch. Trotzdem habe ich richtig Bock auf das Projekt. Susi ist genauso motiviert.
Meine Großeltern haben sich im letzten Jahr ein Tablet gekauft. Ich würde sagen, dass da auch die Möglichkeit besteht, dass wir den Umgang mit dieser Perle der Osttechnik erlernen können.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und immer die nötige Motivation. Wenn Du Fragen hast, weißt Du ja wo Du die IFA-Verrücken findest. 🙂
IFA-Tours.de
Das werde ich für meine lieb gewonnene Großbaustelle auch brauchen, danke 🙂
Im Forum lese ich schon fleißig umher. Selbst mit den Reparaturhandbüchern von damals, wäre es glaube ohne die Anregungen bei IFA-Tours für mich kaum möglich den Dicken reisefertig zu bekommen.
Es ist Dein Traum und nur Du kannst ihn realisieren, auch wenn es manchmal nicht so läuft, man muss durchhalten!